Neugestaltung der Herz-Jesu Kirche
In Walsum-Overbruch ist ein Schritt in Richtung Zukunft gelungen. Die katholische Kirche Herz-Jesu wurde nicht nur baulich verändert, sondern auch inhaltlich neu gedacht. Der bisher eher traditionelle Kirchenraum wurde in eine moderne, offene und dennoch spirituell dichte Begegnungsstätte verwandelt. Federführend bei der Umgestaltung war das InnenArchitekturbüro Segerath und Tepasse mit Sitz in Dinslaken und Bocholt, das mit viel Gespür für die veränderten Anforderungen an sakrale Räume gearbeitet hat.
Persönliche Verbindung zum Projekt
Der neu errichtete, lichtdurchflutete Anbau mit Glasdach macht bereits von außen deutlich, dass hier eine neue Offenheit Einzug gehalten hat. Innen dominieren warme Töne und ein reduziertes Design, das dennoch eine klare Einladung an die Gemeinde ausspricht. Die Sitzanordnung ist elliptisch, wodurch die rund 70 Plätze eine größere Nähe unter den Anwesenden schaffen. Im Zentrum des Raumes stehen Altar und Ambo – gefertigt aus geschwärztem Messing vom Pater und Schmied Vater Abraham aus Meschede –, die als „Tisch des Brotes“ und „Tisch des Wortes“ nicht nur liturgische, sondern auch symbolische Bedeutung tragen.
Birgit Segerath, eine der verantwortlichen Architektinnen, hat eine persönliche Verbindung zum Projekt: „Der Anbau und die Umgestaltung von Herz-Jesu ist ein Herzensprojekt von mir“, erklärt die gebürtige Walsumerin. In ihrer Jugend war sie selbst Messdienerin in Herz-Jesu und die Verbundenheit mit der Gemeinde ist in jedem Detail spürbar. Gemeinsam mit Gabriele Tepasse hat sie die Kirche in ein Haus verwandelt, das neue Formen des Glaubenslebens ermöglicht, ohne seine Wurzeln zu verlieren.
Die Umgestaltung ist Teil des Immobilienkonzepts „Sechs Türme“ der Pfarrei St. Dionysius Walsum. Dieses Konzept sieht eine Neuordnung aller kirchlichen Standorte der Region vor, als Antwort auf den Wandel in den Gemeinden. „Der Mantel ist zu groß geworden und es ist unsere Aufgabe, diesen mit Umsicht an die Realitäten anzupassen“, bringt es Pfarrer Knoor auf den Punkt.
Neben der räumlichen Verkleinerung zeichnet sich die neue Herz-Jesu-Kirche vor allem durch ihre Flexibilität aus. Mobile Trennwände ermöglichen eine Erweiterung für größere Gottesdienste oder Veranstaltungen, kleinere Räume können für Gruppen- oder Jugendarbeit genutzt werden. Die Bühne und die große Orgel aus der alten Kirche wurden entfernt, die neuen Fenster öffnen sich einladend zur Herzogstraße. „Nach dem Gottesdienst kann man davor noch verweilen, geschützt durch das Glasdach“, sagt Birgit Segerath – eine Kirche, die nicht nur zum Beten, sondern auch zum Bleiben einlädt.
Besucherinnen und Besucher zeigen sich begeistert vom neuen Konzept. Die veränderte Raumstruktur hebt das Gemeinsame hervor, Priester und Gemeinde begegnen sich auf Augenhöhe. Neue Formen liturgischer Feiern – auch meditativer Art – werden damit möglich. Der auferstandene Christus, der früher an der Ostwand hing, hat nun einen neuen, zentralen Platz erhalten und wirkt im veränderten Umfeld besonders präsent.
Trotz des Neuanfangs bleibt das Erbe spürbar: Marienfigur, Lampen und ausgewählte Elemente der alten Kirche wurden behutsam in die neue Gestaltung eingebunden. Gleichzeitig wird mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ein Zeichen für Nachhaltigkeit gesetzt – der „himmlische Strom“ ergänzt die geistige Energie des Ortes auf ganz reale Weise.
Begonnen hatte die Planung bereits 2020, die letzte Messe im alten Raum wurde im Juni 2023 gefeiert, und zu Beginn dieses Jahres fand die erste im neuen Kirchenraum statt. Dass der Umbau sowohl zeitlich als auch finanziell im geplanten Rahmen blieb, wurde auch vom Bistum Münster ausdrücklich gewürdigt.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hat am bundesweiten „Tag der Architektur“ am 28. und 29. Juni Gelegenheit dazu. Dann ist Herz-Jesu jeweils ab Mittag bis 16 Uhr geöffnet und lädt alle Interessierten ein, diesen neu gestalteten Ort des Glaubens mit eigenen Augen zu entdecken.




